450 Jahre belastet eine Plastikflasche die Natur, bis sie von der Umwelt abgebaut ist. Erstaunt stehen die Passanten auf dem Regensburger Neupfarrplatz und lassen die Zahl auf sich wirken. Wenn Kolumbus bei der Entdeckung Amerikas Plastikflaschen im Ozean hinterlassen hätte, würde man heute noch Reste davon finden. Veronika Zeichinger, Ortsvorsitzende der Grünen in der Regensburger Altstadt und Initiatorin des Aktionstages erläutert: „Vom alltäglichen Verpackungsmüll bis hin zum berüchtigten Mikroplastik, landet ein großer Teil unseres Plastikmülls in heimischen Gewässern.“ Schon heute gibt es in der Donau stellenweise mehr Plastikteilchen als Fischlarven. Und schon heute sterben jährlich Millionen Seevögel, Fische und Meeressäuger an Plastikmüll. „Wenn das so weitergeht, wird im Jahre 2050 mehr Plastik als Fische im Meer zu finden sein.“
Die Regensburger Grünen wollen mit ihrer Aktion nicht nur aufrütteln sondern au zum Handeln auffordern – persönlich und politisch. Reisejournalistin und Naturfotografin Bettina Kelm zeigt bei der Abendveranstaltung der Grünen in drastischen Bildern die Folgen des Plastikmülls für die Ozeane weltweit. Eigentlich wollte sie vor den Perleninseln Panamas eine Reportage über Buckelwale drehen. Kelm: „Stattdessen war ich geschockt von einem akuten Umweltproblem: Das Meer ertrinkt in Plastik – mit dramatischen Folgen für die Tiere. So wurde ich von einer Reisereporterin zur Umweltaktivistin.“ Heute setzt sie sich im Rahmen des Projekts „One world, one ocean“ für eine Verringerung des Plastikmülls ein. Gerade bei ihren Vorträgen vor Schülerinnen und Schülerkönne sie hier eine große Bereitschaft zum Engagement wecken. „Die Jugendlichen wollen, dass endlich etwas geschieht, wollen auch selbst handeln.“
Handeln könne jeder, so Grünen-Kreisvorsitzender Stefan Christoph. „Ein Leben ganz ohne Plastik zu führen, ist bei und kaum möglich. Aber wir alle können deutlich weniger Plastik verbrauchen: Verpackungsfreies Obst kaufen, Tüten grundsätzlich mehrfach verwenden, keine Produkte verwenden, die Mikroplastik enthalten, keine aufwendigen Kaffeekapseln benutzen und eigene Kaffeebecher mitnehmen statt „Coffee to go“-Müll produzieren.
Beim Thema Müllvermeidung gehe es in Regensburg natürlich auch sehr konkret um die Aufenthaltsqualität an der Donau, betont Christoph. “Viele sitzen an einem schönen Tag gerne nachmittags oder Abend am Fluss. Da gilt es aufeinander Rücksicht zu nehmen. Wer Müll vermeidet oder seinen Abfall wenigstens ordnungsgemäß beseitigt, der sorgt dafür, dass das Donauufer nicht vermüllt und der Nächste dann auch noch einen schönen Platz an der Donau findet.
Dass privater guter Wille alleine nicht reichen, das macht der grüne Landesvorsitzende Eike Hallitzky deutlich. Er betont: „Unser starker Markenkern ist der Umweltschutz.“ Die Grünen würden vor allem dafür gewählt, dass sie die Partei der ökologischen Verantwortung sind. „Auch wenn ganz Deutschland aktuell über eine Handvoll Burkaträgerinnen und Burkinis diskutiert, die ganz großen Herausforderungen für unsere Zivilisation sind Fragen wie Klimaerhitzung, Energieverbrauch, Übernutzung unserer Böden und der Erhalt unserer Gewässer als Lebensraum und für die Trinkwasserversorgung. Und hierbei hat der Stopp der Vermüllung mit Plastik große Bedeutung.“ Deshalb fordern die Grünen ein Verbot von Mikroplastik und der risikoreichen Plastikchemikalie Bisphenol A. Hallitzky: „Risikoplastik muss verboten werden. Und wir wollen einen generellen Vorrang für Vermeidung und Wiederverwertung von Plastik.“
Um das durchzusetzen müsse der politische Druck von vielen Bürgerinnen und Bürgern kommen, so der grüne Landesvorsitzende. Das sehr interessierte und gut informierte Publikum an diesem Aktionstag gebe ihm Anlass zur Hoffnung, dass immer mehr KonsumentInnen ihre Verantwortung für die Umwelt ernst nehmen. „So kann es gelingen, die Flut des Plastikmülls zu stoppen.“