Jürgen Mistol: 30 Jahre bei den Grünen

Jür­gen Mis­tol ist 1991 bei den Grü­nen ein­ge­tre­ten. In sei­ner Lauf­bahn war er unter ande­rem Kreis­vor­stands­vor­sit­zen­der, Ober­bür­ger­meis­ter­kan­di­dat, Frak­ti­ons­vor­sit­zen­der im Stadt­rat und Mit­glied des bay­ri­schen Land­tags. Heu­te ist er par­la­men­ta­ri­scher Geschäfts­füh­rer der GRÜNEN im bay­ri­schen Land­tag und sitzt wei­ter­hin im Stadt­rat. Zusam­men mit den Sprecher*innen der GRÜNEN Regens­burg Oli­ver Groth und Julia Krebs blickt er zurück auf sei­ne 30 Jah­re bei den GRÜNEN und ver­rät uns sei­ne Wün­sche für die Zukunft. 


Du bist ja 1991 bei den GRÜNEN ein­ge­tre­ten: War­um, was hat dich damals bewegt einzutreten?

Jür­gen Mis­tol: Im grü­nen Umfeld war ich seit frü­hes­ter Jugend unter­wegs, ins­be­son­de­re beim WAA-Wider­stand in den 1980er-Jah­ren. Anlass, Mit­glied bei den Grü­nen zu wer­den, war die Bun­des­tags­wahl im Dezem­ber 1990, bei der die „West-Grü­nen“ die Fünf-Pro­zent-Hür­de nicht über­sprin­gen konn­ten. Ich dach­te mir damals, es kön­ne nicht sein, dass das grü­ne Pro­jekt schon am Ende ist.


Was war dein per­sön­li­ches High­light in den 30 Jah­ren Mit­glied­schaft? Was war ein nicht so schö­ner Moment? 

Jür­gen Mis­tol: Mein per­sön­li­ches High­light war die Ein­füh­rung der ein­ge­tra­ge­nen Part­ner­schaft für Les­ben und Schwu­le im Jahr 2001. Selbst inner­halb der rot-grü­nen Koali­ti­on konn­ten die Grü­nen nur mit viel Druck gegen­über der SPD errei­chen, dass das Rechts­in­sti­tut ein­ge­führt wer­den konn­te. Und mich ärgert immer noch, dass das Pro­jekt einer Stadt­bahn in Regens­burg in der Zeit des dama­li­gen CSU-OB Schai­din­ger zwei­mal an die Wand gefah­ren wur­de. Erst vie­le Jah­re spä­ter konn­ten wir Grü­ne die­ses so wich­ti­ge Ver­kehrs­in­fra­struk­tur­pro­jekt als Teil der Stadt­re­gie­rung aufs rich­ti­ge Gleis setzen.


Was war der auf­re­gends­te Wahl­kampf für dich und war­um? 

Jür­gen Mis­tol: Der auf­re­gends­te Wahl­kampf für mich per­sön­lich war der Land­tags­wahl­kampf 2013. Als Platz 1 der Ober­pfalz-Lis­te spür­te ich schon die Ver­ant­wor­tung, die Par­tei gut zu reprä­sen­tie­ren. Und es war einer der bis dato letz­ten Wahl­kämp­fe mit rich­tig hef­ti­gem Gegenwind. 


Gibt es eine lus­ti­ges Ereig­nis oder Anek­do­te aus dem Wah­kampf oder dei­ner grü­nen Lauf­bahn? 

Jür­gen Mis­tol: Legen­där waren die Auf­trit­te unse­res Spit­zen­kan­di­da­ten Josch­ka Fischer in den Wahl­kämp­fen 1998, 2002 und 2005 auf dem Regens­bur­ger Haid­platz. Hat­te der Kreis­ver­band 1998 noch einen Bull­do­g­an­hän­ger mit Gebrauchs­spu­ren auf den Platz brin­gen las­sen, den Josch­ka mit­tels einer ange­lehn­ten Holz­lei­ter erklim­men muss­te, ging es spä­ter deut­lich pro­fes­sio­nel­ler zu. Auch die Sicher­heits­an­for­de­run­gen sei­tens des BKA waren enorm, die von mir vor­ge­schla­ge­nen Jog­gingstre­cken für Josch­kas Fit­ness bin ich selbst vor­her abgelaufen.


Was hast du per­sön­lich bei den GRÜNEN gelernt?

Jür­gen Mis­tol: Nichts mit der Brech­stan­ge umzu­set­zen, weil ich von einer Sache total über­zeugt bin, son­dern auf den güns­ti­gen Zeit­punkt zu war­ten, damit es tat­säch­lich auch gelingt.


Was wür­dest du einem Neu­mit­glied bei den GRÜNEN mitgeben?

Jür­gen Mis­tol: Bring dich ein, sei nicht ent­täuscht, wenn etwas beim ers­ten Mal nicht klappt. In der Poli­tik braucht es oft einen lan­gen Atem.


Sind die GRÜNEN heu­te anders als vor 30 Jahren? 

Jür­gen Mis­tol: Aber klar. Es ging oft ziem­lich chao­tisch zu, wenn ich an diver­se Sit­zun­gen in mei­ner Anfangs­zeit den­ke. Heu­te wirkt alles struk­tu­riert und geord­net. Und neue Mit­glie­der wer­den abge­holt und zur Mit­ar­beit ani­miert. Eine Will­kom­mens­kul­tur habe ich 1991 nicht erlebt.


Wel­che Wün­sche haben sich erfüllt, seit­dem du ein­ge­tre­ten bist? Wel­che nicht?

Jür­gen Mis­tol: In der rot-grü­nen Koali­ti­on 1998 bis 2005 konn­ten wir in der Rück­schau erstaun­lich viel durch­set­zen (Erneu­er­ba­re-Ener­gien-Gesetz, Staats­an­ge­hö­rig­keits­recht, Ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft, Atom­aus­stieg, u.v.m.), Wei­chen­stel­lun­gen vor­neh­men, die die Repu­blik ver­än­dert haben. Aber was die Bewäl­ti­gung der Kli­ma­ka­ta­stro­phe angeht, sind die Her­aus­for­de­run­gen immens, und nur wir Grü­ne wil­lens, sub­stan­zi­ell etwas voranzubringen.


Hast du irgend­wel­che Wün­sche für dei­ne Mit­glied­schaft für die Zukunft?

Jür­gen Mis­tol: Ich freue mich, dass wir Grü­ne immer mehr wer­den und wün­sche mir, dass wir in unse­rer immer grö­ßer wer­den­den Viel­falt gemein­sam für eine rea­lis­ti­sche Umset­zung unse­rer Zie­le kämpfen.


Wir freu­en uns, dass du schon 30 Jah­re dabei bist! Auf die nächs­ten 30 Jahre!

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