Dieses Interview führten Mitarbeiter*innen des Donaustrudels
Stellen Sie sich bitte kurz vor.
Und erzählen Sie uns, wie Sie Politikerin geworden sind.
Mein Name ist Wiebke Richter
und ich bin 51 Jahre alt.
Ich wohne seit über 30 Jahren in Regensburg.
Geboren bin ich in Rendsburg.
Das ist eine Stadt in Nord-Deutschland.
Genauer ist Rendsburg in der Nähe von Kiel.
Nach meinem Abitur bin ich nach Regensburg gezogen.
Abitur ist der Schul-Abschluss an einem Gymnasium.
In Regensburg habe ich an der Universität studiert.
Jetzt arbeite ich als Diplom-Psychologin.
Psychologinnen und Psychologen helfen Menschen,
die Sorgen oder Ängste haben.
Sie sprechen mit den Menschen viel über Gefühle.
Ich arbeite als Psychologin in einer Beratungs-Stelle
für Menschen mit Behinderung.
Und finden zusammen eine Lösung,
damit man sich wieder besser fühlt.
Man muss ein Studium machen.
Der Abschluss von meinem Studium heißt Diplom.
Erst danach ist man Psychologin oder Psychologe.
Ich arbeite als Psychologin in einer Beratungs-Stelle
für Menschen mit Behinderung.
Ich selbst habe auch seit Geburt eine Körper-Behinderung.
Ich sitze im Roll-Stuhl
und habe eine Persönliche Assistenz.
Persönliche Assistenz ist eine Hilfe für Menschen mit Behinderung.
Dabei hilft eine andere Person einem Menschen mit Behinderung.
Zum Beispiel im Alltag, bei der Pflege oder in der Arbeit.
Die Hilfe kann man den ganzen Tag bekommen.
Ich weiß deshalb gut,
wie man in Regensburg mit einer Behinderung zurechtkommt.
Ich habe schon in vielen sozialen Vereinen geholfen.
Dort helfen wir Menschen, die es im Leben schwer haben.
Und die benachteiligt werden in der Gesellschaft.
Benachteiligt heißt:
Die Menschen werden schlechter behandelt als andere Menschen.
Zum Beispiel habe ich bei CampusAsyl geholfen.
Das ist ein Verein.
Der Verein hilft geflüchteten Menschen.
2014 bin ich in die Partei „Die Grünen“ eingetreten.
Eingetreten heißt hier:
Ich arbeite bei der Partei mit.
Und mache eigene Vorschläge,
wie man Dinge besser machen kann.
Meine Hoffnung dabei ist:
Ich will mit der Partei den Menschen besser helfen können.
Die Partei „Die Grünen“ setzen sich zum Beispiel ein für:
• Das Zusammen-Leben der Menschen
• Verkehrs-Politik
Ein Beispiel für Verkehrs-Politik ist:
Menschen sollen mehr Fahrrad fahren.
Oder mit Bus oder Bahn fahren.
Die Menschen sollen weniger
mit dem Auto fahren.
• Natur und Umwelt
• Gleich-Stellung und Frauen-Rechte
Gleich-Stellung heißt:
Alle Menschen haben die gleichen Rechte und sollen gleich
behandelt werden.
Damit ist zum Beispiel gemeint:
Eine Frau soll für eine Arbeit genauso viel Geld bekommen,
wie ein Mann.
Alle diese Themen sind auch wichtig für Menschen mit Behinderung.
Welche Aufgaben haben Sie als Stadt-Rätin in Regensburg?
Der Stadt-Rat wird von den Bürgerinnen und Bürgern
in Regensburg gewählt.
Der Stadt-Rat hilft der Stadt Regensburg bei wichtigen Entscheidungen.
Im Stadt-Rat sind Politikerinnen und Politiker
aus verschiedenen Parteien.
Der Stadt-Rat entscheidet
über die Politik in Regensburg.
Im Stadt-Rat gibt es verschiedene Themen.
An diesen Themen wird in verschiedenen
Ausschüssen und Räten gearbeitet.
Ausschüsse und Räte sind Arbeits-Gruppen.
Jeder Ausschuss und Rat ist für einen bestimmten
Themen-Bereich zuständig.
Ich kümmere mich um:
• Soziales
• Bildung
• Kultur
Ich bin Mitglied in vielen Ausschüssen und Räten:
• Sozial-Ausschuss
• Bildungs-Ausschuss
• Kultur-Ausschuss
• Ausschuss von der Evangelischen Stiftung für Wohl-Tätigkeit
Wohl-Tätigkeit heißt:
Man hilft benachteiligten Menschen mit einer Spende.
• Rat von dem Senioren-Heim Kumpfmühl
• Rat vom Stadt-Theater
• Rat vom Natur-Kunde-Museum
• Rat von vielen Schulen in Regensburg
Diese ganzen Ausschüsse und Räte haben oft Versammlungen.
Versammlungen sind Treffen.
Dort werden wichtige Entscheidungen
und Pläne besprochen.
Ich bin bei diesen Versammlungen immer dabei.
Ich erkläre meine eigenen Ideen und entscheide mit.
Ich helfe auch vielen anderen Vereinen
und Gruppen in Regensburg.
Und alle Vereine und Gruppen können sich auch immer bei mir melden.
Wenn sie Hilfe brauchen.
Welche Themen sind Ihnen besonders wichtig?
Besonders wichtig sind mir die Themen:
• Inklusion
Inklusion heißt:
Menschen mit und ohne Behinderung sollen zusammenleben.
Das soll in allen Lebens-Bereichen so sein.
Lebens-Bereiche sind zum Beispiel:
Arbeiten und Wohnen.
• Barriere-Freiheit
Barriere-Freiheit heißt:
Jeder soll ein Leben ohne Hindernisse führen können.
Für einen Menschen im Roll-Stuhl ist zum Beispiel
eine Treppe ein Hindernis.
Jeder soll überall mitmachen können.
Und überall dabei sein können.
Diese Themen sind mir so wichtig,
weil ich selber eine Behinderung habe.
Wichtig sind mir aber auch:
• Integration von Geflüchteten und Migrantinnen und Migranten.
Das heißt:
Geflüchtete Menschen suchen Schutz in einem anderen Land.
Dort sollen sie willkommen sein und sicher leben können.
Im neuen Land werden sie Migrantinnen und Migranten genannt.
• Gleich-Stellung von Frauen
Gleich-Stellung bedeutet:
Menschen dürfen keine Nachteile haben,
weil sie Frauen oder Männer sind.
Besonders schwer haben es Migrantinnen
und Frauen mit Behinderung.
Sie werden oft benachteiligt.
Ich wünsche mir eine vielfältige Gesellschaft und Kultur.
Damit meine ich hier:
Jeder soll die gleichen Rechte und Chancen haben.
Damit man sein Leben selbst gestalten kann.
Sie sind in Regensburg die erste Stadt-Rätin im Rollstuhl.
Wie möchten Sie Menschen mit Behinderung helfen?
Ich möchte in Regensburg mehr Barriere-Freiheit.
Texte und Veröffentlichungen der Stadt soll es auch
in Leichter Sprache geben.
Mit Veröffentlichung ist zum Beispiel
die Internet-Seite von der Stadt Regensburg gemeint.
Die Internet-Seite von der Stadt
soll auch barrierefrei werden.
Alle Veranstaltungen und Angebote in Regensburg
sollen inklusiv sein.
Jeder muss teilnehmen können.
Zum Beispiel im Theater oder bei Vorträgen.
Dabei helfen:
Übersetzungen in Leichte Sprache und in Gebärden-Sprache.
Auch die Orte der Veranstaltungen müssen barrierefrei sein.
Menschen im Rollstuhl wollen auch daran teilnehmen.
Auch Geld ist sehr wichtig.
Viele Veranstaltungen werden von der Stadt mit Geld unterstützt.
Ich möchte, dass nur inklusive Veranstaltungen Geld bekommen.
Wer seine Veranstaltungen nicht inklusiv macht, soll selbst bezahlen.
So sollen die Veranstalter mehr über Inklusion
und Teilhabe nachdenken.
Wichtig sind mir auch Hilfs-Angebote für
Frauen in Regensburg.
Diese sollen auch Frauen mit Behinderung nutzen können.
Denn viele dieser Angebote sind noch nicht barrierefrei.
Das will ich ändern.
Wie erreicht man Sie bei Fragen oder Wünschen?
Am besten erreicht man mich per E‑Mail.
Meine E‑Mail-Adresse ist:
richter.wiebke@stadtrat.regensburg.de
Man kann mich auch anrufen.
Meine Telefon-Nummer ist:
0 17 9 – 51 90 22 8
Haben Sie ein Motto?
Mein Motto habe ich bei einer politischen Gruppe
von Frauen mit Behinderung entdeckt.
Es ist eine Empowerment-Gruppe.
Das Wort Empowerment ist Englisch.
Empowerment spricht man so aus: Em-pauer-ment
Empowerment bedeutet:
• Sich selbst stark machen
• Sich selbst stark fühlen
• Selbstbewusst handeln
Mein Motto lautet:
Einmischen! Mitmischen!
Damit meine ich:
Menschen mit Behinderung und Frauen sollen sich nicht verstecken.
Sie sollen laut sein und auf sich aufmerksam machen.
Sie sollen der Gesellschaft zeigen, was ihnen wichtig ist.
Wir fordern Teilhabe in der Gesellschaft.
Das heißt:
Jeder soll überall mitmachen können.
Jeder ist wichtig.
Jede Frau und jeder Mensch mit Behinderung ist wichtig
für die Gesellschaft.
Denn wir sind sehr viele.
Ohne uns geht es nicht.
Deshalb wollen wir mitmachen und mitentscheiden.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ich wünsche mir,
dass Menschen mit Behinderung sich nicht mehr verstecken.
Sie sollen überall dabei sein und Ihre Meinung sagen können.
Sie sollen mitentscheiden und gestalten.
Das ist besonders wichtig in der Politik.
Dort sollen viel mehr
Menschen mit Behinderung arbeiten können.
Und für Ihre Rechte sprechen.
Damit unser Leben inklusiver wird.
Und es irgendwann ganz normal ist,
dass jeder die gleichen Rechte hat.
Und dass jeder überall mitmachen kann.
Übersetzt von sag’s einfach – Büro für Leichte Sprache, Regensburg.
Geprüft von der Prüfgruppe einfach g‚macht, Abteilung Förderstätte,
Straubinger Werkstätten St. Josef der KJF Werkstätten gGmbH.
Die gezeichneten Bilder kommen von der ©Lebenshilfe für Menschen mit
geistiger Behinderung Bremen e.V., Illustrator: Stefan Albers, Atelier Fleetinsel, 2013. Die Fotos kommen von Wiebke Richter. Das Logo der Partei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN kommt vom Stadtverband Regensburg.
*) Leichte Sprache ist eine einfache Sprache mit speziellen Regeln. Diese wurden vom deutschen Verein Netzwerk Leichte Sprache entwickelt. Ziel ist eine leichte Verständlichkeit unter anderem für Menschen mit Lern-Schwierigkeiten, geringen Deutsch-Kenntnissen oder Demenz.