Die Übergabe der Spende für den Bau der neuen Synagoge war der Anlass des Grünen Stadtverbandes Regensburg, die Baustelle am Brixener Hof im Herzen der Regensburger Altstadt zu besuchen. 500 € wurden unter den Mitgliedern der Regensburger Grünen gesammelt als ihren Beitrag zum Wiederaufbau der Synagoge und mit einem symbolischen Ziegelstein von den beiden Stadtvorsitzenden Maria Simon und Stefan Christoph überreicht. „Mit der Übergabe der Spende möchten wir zum Ausdruck bringen, dass wir eine Verantwortung der Stadtgesellschaft sehen. Regensburger Bürger*innen haben die Synagoge zerstört, jetzt ist es in unserer Zeit unsere Aufgabe und Verantwortung dazu beizutragen, dass die jüdische Gemeinde wieder eine Synagoge bekommt“, so Simon bei der Übergabe.
Der Vorsitzende des Fördervereins, Dieter Weber freut sich über die große Spendenbereitschaft in Regensburg und auch über das rege Interesse an Führungen durch die Baustelle. Ilse Danziger, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde begrüßt, dass die jüdische Gemeinde wieder einen Platz im Regensburger Zentrum bekommt und die neue Synagoge nun groß genug ist für die inzwischen auf 1000 Mitglieder angewachsene jüdische Gemeinde.
Großes Interesse an der Führung durch die Baustelle und an den Erzählungen über die Regensburger jüdische Geschichte zeigten neben einigen Grünen Mitgliedern und Gästen Veronika Zeichinger vom Grünen Ortsverein Altstadt, Stadtrat Walter Erhard, Landtagsabgeordneten Jürgen Mistol und Bundestagsabgeordneten Stefan Schmidt.
Die Regensburger jüdische Gemeinde, die erstmals 1050 urkundlich erwähnt wird und damit die älteste Gemeinde Süddeutschlands ist, erlitt zwei Mal die Zerstörung ihrer Synagoge – 1519 am Neupfarrplatz und 1938 durch das NS-Régime in der Reichspogromnacht am Brixener Hof. Erst 1950 gründet sich die Gemeinde, deren Gemeindehaus die Nazizeit überstanden hat, neu. Die Anzahl der Mitglieder ist inzwischen von anfänglich 288 auf über 1000 angewachsen – der Gebetsraum im Gemeindehaus bietet lediglich 80 Gläubigen Platz. Die neue Synagoge wird für 200 Betende ausgestattet sein, außerdem durch eine allgemein zugängliche Bibliothek, einen Gemeindesaal für Feiertage und kulturelle Veranstaltungen, einen Raum für Kinderbetreuung und Unterricht, sowie Büros für Rabbiner und Sozialarbeiterin ein Ort der Begegnung sein. Große Fenster sollen die orthodoxe, doch offene Gemeinde in der Fassade wiederspiegeln. „Auch liberale Juden sind hier willkommen“, betont Ilse Danziger.
Das Projekt wird vom renommierten Architekturbüro Volker Staab in Berlin realisiert, dessen Entwurf sich transparent und einladend präsentiert und an den umstehenden Gebäuden orientiert in die Altstadt einfügt. Die Kuppel des Gebetssaals ist niedriger gehalten als die angrenzenden Gebäude und symbolisiert dennoch nach außen einen Sakralbau. Die Anforderungen an Sicherheit und Barrierefreiheit werden durch eine Schleuse im Eingangsbereich und einen Shabbat-Aufzug erfüllt.
Der Neubau am historischen Standort der zerstörten Synagoge wird zu zwei Dritteln vom Bund als Städtebauförderungsprojekt und zu einem Drittel von der Stadt Regensburg durch insgesamt 5 Millionen Euro unterstützt, tatsächlich schlägt der Neubau mit 7 bis 7,5 Millionen Euro zu Buche. Die Kosten für die 2,5 Millionen-Sanierung des teils einsturzgefährdeten Altbaus (Baujahr 1912) werden zur Hälfte vom Freistaat Bayern übernommen – den Rest muss die Jüdische Gemeinde selbst aufbringen. Dafür wurde der Förderverein „Neue Regensburger Synagoge“ gegründet, um diese Mehrkosten durch Spenden zu finanzieren.
Die Anwesenden freuen sich auf die Eröffnung, die für 2019 – also 500 Jahre nach der ersten Vertreibung der Regensburger jüdischen Bürgerinnen und Bürgern – geplant ist. Die Grünen hoffen, dass ihre Aktion viele Nachahmer findet und noch weitere Regensburger*innen für die neue Synagoge spenden.