Am Samstag, den 2. Juni 2018 folgten rund 500 Regensburgerinnen dem Aufruf der Initiative gegen Rechts und protestierten gegen die Veranstaltung des rechten Flügels der AfD in Lappersdorf. Ein bunter Demozug formierte um 16 Uhr am Regensburger Hauptbahnhof und zog zunächst nach Stadtamhof und dann nach Lappersdorf vor das Aurelium, in dem die Rechtspopulisten samt ihrem Starredner, Björn Höcke, tagten. Unter den Protestierenden waren zahlreiche Mitglieder der Grünen Regensburg, Lappersdorf und der Grünen Jugend. Unser Kreisvorsitzender, Stefan Christoph, durfte bei der Kundgebung vor dem Aurelium seinen Unmut über die antidemokratische und menschenverachtende Hetze der AfD und ihrer Gäste aus dem rechtsextremen Spektrum kund tun. Hier seine Rede im Wortlaut:
„Liebe Leute, die jetzt gemeinsam aus Regensburg hier her gelaufen sind, liebe Menschen aus Lappersdorf,
ich sage am besten: liebe Antifaschistinnen und Antifaschisten,
ich freue mich, dass so viele Leute den Weg hier her gefunden haben. Als wir die Versammlungen am Montag angemeldet haben, hätten wir nicht mit einer so großen Resonanz gerechnet! Dass jetzt trotzdem so viele Leute hier sind, zeigt, dass Regensburg stolz darauf ist, eine weltoffene, eine tolerante Stadt zu sein. Und dieses Eintreten für Demokratie und für die offene Gesellschaft macht natürlich nicht an der Stadtgrenze Halt, so dass auch direkt hier aus Lappersdorf viele Leute da sind, aber auch von überall anders her.
Der Anlass ist nämlich wichtig genug. Vor uns/hinter mir im Aurelium versammelt sich nicht irgendeine „normale demokratische Partei“. Nein, hinter uns trifft sich heute der äußerste rechte Flügel der so genannten „Alternative für Deutschland“. Hier treten Björn Höcke, Katrin Ebner-Steiner und Benjamin Nolte auf. Alle von ihnen auf die eine oder andere Art und Weise durch ihre rassistischen Äußerungen, durch ihren völkischen Nationalismus, ihren Antisemitismus oder ihre krasse Geschichtsklitterung bekannt.
Höckes Rede vom „Denkmal der Schande“ ist hinlänglich bekannt. Aber auch der hiesige Landtagskandidat dieser so genannten Partei ist kein unbeschriebenes Blatt. Benjamin Nolte ist besser bekannt als „Bananen-Nolte“. Er, selbst Burschenschafter, hält es für angemessen, einer anderen Burschenschaft eine symbolische Banane zu überreichen, da diese ein dunkelhäutiges Mitglied hat. Begleitet wurde er von Affenlauten seiner Mitburschenschafter. Die so genannte „Alternative für Deutschland“ will hier für Lappersdorf und für Regensburg jemanden in den Landtag schicken, der Menschen, die eine andere Hautfarbe haben, mit Affen vergleicht. Dürfen wir uns das bieten lassen?
Richtig, ich denke Nein. Von einer normalen demokratischen Partei kann hier keine Rede sein. Diese Partei, und gerade die Leute, die heute hier im Aurelium reden, stehen für das krasse Gegenteil von Demokratie. Sie sind die Antithese zu unserer liberalen Gesellschaft! Katrin Ebner-Steiner, die für die Veranstaltung heute aus Deggendorf angereist ist, hat sich gestern noch in ihrem Twitteraccount noch über einen Artikel lustig gemacht, der aufzeigte, dass das geistige-ideologische Klima, das die Mordanschläge von Mölln und Solingen erst möglich machte, auch heute von der so genannten „Alternative für Deutschland“ wieder kolportiert wird. Mit einem Wort: das ist antidemokratisch. Das können, dass müssen und das dürfen wir uns hier nicht gefallen lassen!
Vergangenen Dienstag vor genau 15 Jahren starben in der bergischen Stadt Solingen fünf Frauen und Mädchen bei einem feigen Brandanschlag. Ihre Namen will ich an dieser Stelle vorlesen, damit sie nie vergessen werden. An diesem 29. Mai starben die 27-jährige, Gürsün İnce, die 19-jährige Hatice Genç, die 13-jährige Gülüstan Öztürk, die 9‑jährige Hülya Genç und die 4‑jährige Saime Genç.
Das ideologische Klima, das in den frühen 90er-Jahren diese Mordanschläge und auch die pogromartigen Ausschreitungen Rostock-Lichtenhagen und in Hoyerswerda möglich gemacht hat. Dieses ideologische Klima wird heute auch hier im Aurelium verbreitet. Dass der dritte Bürgermeister der Marktgemeinde Lappersdorf da keinen rechtsradikalen Hintergrund erkennen kann, spricht nicht für seine politische Urteilsfähigkeit – zeigt aber, wie krass diese gefährlichen völkischen Einstellungen bis heute noch verharmlost werden. Damit muss endlich Schluss sein!
Liebe Leute, dass so etwas Normalität in unserer Gesellschaft wird darf nicht sein. Dass übelste rassistische Beleidigungen, dass das Verhöhnen der Opfer von Mordanschlägen, dass – wie Höcke das will – die Erinnerung an eines der größten Menschheitsverbrechen ausgelöscht wird. Dass das alles Normalität wird, das darf nicht sein. Dass vermeintlich demokratische Parteien den Schulterschluss zu Identitären und Neonazis suchen, auch das darf nicht sein. Dagegen müssen wir heute hier ein Zeichen setzen. Dagegen müssen wir auch immer wieder im Alltag ein Zeichen setzen, wenn Menschen ausgegrenzt werden; wenn rassistische Beleidigungen salonfähig werden. Deswegen müssen wir alle Antifaschistinnen und Antifaschisten sein!
Zum Schluss kann ich nur noch eines sagen. Unser Motto für jetzt und für die Zukunft muss sein: Nie wieder!
Danke.“